Es ist schon über ein Jahr her, dass ich das letzte Mal in Deutschland war und meine Familie und viele meiner Freunde gesehen habe. Und so wie es im Moment aussieht, wird es auch noch eine Weile dauern, bis ich sie wiedersehe. Mit den steigenden Zahlen, Quarantäne-Pflicht und generell einer höheren Ansteckungsgefahr als hier in der Pampa, ist mir das einfach zu riskant.

Mit vielen meiner Freunde telefoniere ich seit dem letzten Frühling sehr regelmäßig, oft 1-2 mal im Monat. Da fühle ich mich gar nicht so weit weg.

Allerdings gibt es ein paar Dinge, die ich ziemlich vermisse. Merzouga ist halt doch ein kleines Kaff, in dem es nicht viel Abwechslung gibt. Und da in den Städten der Virus stärker kursiert, reisen wir auch nicht viel rum. Im Juli waren wir 2 Wochen am Meer, das war super. Aber seitdem ist das Spannendste, was ich so mache, gelegentlich ein Ausflug nach Rissani zum Einkaufen.

Hier also die 7 Dinge, die ich im Moment am meisten vermisse:

Reisen

Meine größte Leidenschaft liegt im Moment auf Eis. Ist ein Luxusproblem. Ist schon klar. Nichtsdestotrotz fehlt es mir. Ich wäre so gerne im Sommer nach Italien geflogen, hätte mehr vom Balkan erkundet. Und jetzt im Herbst wären wir wandern gegangen, in der Wüste oder in den Bergen hier in Marokko. Aber nein, alles nicht passiert.

Einer der Gründe, warum ich das Reisen so liebe, ist dass man ständig neue Leute kennenlernt. Auch das fehlt mir! Das gab es ja sogar hier in Merzouga, als noch Touristen hier Urlaub gemacht haben. Letztes Jahr im November war eine Australierin für knapp eine Woche hier, Carolyn. Ich habe sie im Café kennengelernt und wir haben ein paar Tage miteinander verbracht.

Australien im August 2019, sooo lange her!

Und im Februar habe ich eine Familie kennengelernt, die ihre Elternzeit mit einem geländegängigen Wohnmobil z.T. in Marokko verbracht hat. Mit denen haben wir Ausflüge gemacht, die Mutter war mit den 2 Kindern mit mir in der Frauenassoziation und wir haben ein paar Mal zusammen gegessen. Das war total nett und wir sind immer noch locker über WhatsApp in Kontakt.

Und das alles fehlt mir doch sehr! Immerhin kann ich noch hier in Marokko sein, das fühlt sich wenigstens ein bisschen nach reisen an.

Herbst- und Winterklamotten

Immer im Herbst habe ich normalerweise Vorfreude auf meine warmen Anziehsachen. Meine Herbst- und Wintermäntel, die Wollschals und meine Stiefel. Und auch wenn ich eigentlich kein Winterfan bin und mir das Regenwetter gestohlen bleiben kann, vermisse ich meine Kuschelklamotten.

Hier wird es zwar auch kalt, aber die guten Wintersachen nehmen zu viel Platz im Gepäck weg. Also muss ich mich hier mit 2 Fleecejacken und einer dünnen Daunenjacke begnügen. Und statt Winterstiefel gibt’s Wanderstiefel.

Travel alone, Paris, Eiffel Tower
Ich kann mich kaum erinnern, dass ich tatsächlich solche Klamotten besessen habe

Aber ich will mich nicht beschweren, ich habe mir schließlich immer gewünscht, irgendwo zu leben, wo der Winter ungefähr 2 Wochen dauert und den Rest des Jahres Sommer ist.

Heizung

Ein weiteres „Problem“ mit dem Winter hier ist, dass es nirgends Heizungen gibt und nichts isoliert ist. Das heißt, es ist auch drinnen kalt. Man muss sich also warm anziehen, wenn man „im“ Café sitzt (meist sitze ich draußen, da drinnen immer überall geraucht wird, das ist total nervig). Und wenn ich nach Hause komme, geht es ab unter die dicke Wolldecke, die ich letztes Jahr in Ouazzane gekauft habe.

Diese Decke habe ich leider nicht gekauft in Fes am ersten Tag meines Urlaubs 2018

Immerhin geht jetzt die Klimaanlage in meiner Wohnung, damit kann man ja auch warme Luft pusten lassen. Mal sehen, was das so bringt. Noch ist es nicht so kalt, habe es noch nicht probiert.

Aber das vermisse ich schon, nach Hause zu kommen in eine kuschlig warme Wohnung.

Sofa

Das hört sich vielleicht blöd an, aber ich vermisse bequeme Sofas! Hier gibt es vor allem so harte, mit Stoff überzogene Styroporklötze, die als Sofa benutzt werden. Oder man legt Matratzen, die mit Stoffresten gefüllt sind, auf den Boden. Und dann gibt es jede Menge Kissen, um das ganze ansatzweise gemütlich zu machen. Ist auf Dauer total unbequem und macht Rückenschmerzen.

So sah das Sofa in meiner ersten Wohnung hier in Merzouga aus.

Da mag man nicht unbedingt mit einem Buch und einer Tasse Tee oder heißer Schokolade rumlungern. Tja, das Leben in einem Kaff in der Wüste ist halt nicht besonders luxuriös…

Buchläden

Wer mich persönlich kennt, weiß wie gerne ich lese. Und wie gerne (vielleicht noch lieber) ich Bücher kaufe. Und in Bücherläden stöber. Immer wenn ich in London bin, gehe ich in mindestens 3 Buchläden. Ich liebe es! Die Klappentexte lesen, Coverbilder angucken, nach Schnäppchen suchen.

Ich habe mir zwar sowieso vorgenommen, mehr Bücher als Ebook zu kaufen, das ist ja ökologisch sinnvoll und auch beim Reisen. Aber ich finde es total uninspirierend online nach Büchern zu suchen.

Aber hier gibt es sowieso keine Buchläden in der Nähe, die irgendwas auf Englisch hätten. Soweit ich weiß, gibt es einen guten Buchladen in Rabat, aber das ist ein bisschen weit, nur um zu stöbern.

Falls jemand gute Empfehlungen aus den letzten 2-3 Jahren hat, immer her damit! Ich mag Fiction, Romane, Thriller (z.B. I am Pilgrim, die Simon Beckett Krimis, und gerne Romane, die in anderen Ländern spielen, aber keine Romanzen sind. Definitiv nicht Rosamunde Pilcher o.ä.).

Restaurants

Ein weiterer Grund, warum ich das Reisen vermisse, ist das Essen in anderen Ländern. Normalerweise kann man sich ja mit Restaurants behelfen, aber die Auswahl ist hier in Merzouga doch eher begrenzt. Vor allem für nicht-marokkanisches Essen. Das Einzige was es gibt, ist Pizza und die ist eher mit mittelmäßiger Tiefkühlpizza vergleichbar, als mit italienischen Restaurants.

Ohhh und Eis, richtiges Eis!!

Was würde ich für ein leckeres indisches Curry geben, Paneer butter masala oder so. Oder richtig gutes Sushi (wobei ich das immerhin das letzte Mal in Essaouira im Juli hatte). Oder Pad Thai, oder Bun Bo Nam Bo, oder gute Nachos und Tacos.

Das meiste davon könnte ich vielleicht in Marrakesch kriegen, aber es wirkt etwas übertrieben, 12 Stunden im Bus zu sitzen, nur um Essen zu gehen. Vor allem bei unklarer Hygienesituation in den Bussen hier.

Anderes Essen

Die meisten von euch denken bestimmt, koch dir die Sachen doch einfach selber. Aber selbst das ist nicht so einfach. Der nächste große Supermarkt ist 2 Stunden weit entfernt. Und selbst da gibt es nur begrenzte Auswahl.

Was man da nicht bekommt, sind z.B. Mozzarella, Pilze, Lachs (nicht mal TK) oder Wein. Letzteren kriegt man zwar in kleinen Alkoholshops, aber vor allem marokkanische, wo nie dransteht, welche Rebe das ist, oder französische zu horrenden Preisen. Einen Riesling habe ich nicht gesehen.

Aperitivo in Venedig im Sommer 2019

Selbst die Brühwürfel, die man hier bekommt, schmecken total komisch. Was zum Beispiel Risotto kochen zu einem ganz schönen Akt macht, wenn man erst mal Brühe kochen muss vorher.

Und natürlich haben mir im Sommer die ganzen Beeren und Kirschen total gefehlt. Beeren gibt es hier gar nicht, Kirschen hatte ich zweimal. Aber dafür gab es mega leckere Feigen und Melonen. Und die waren extrem billig. In Deutschland habe ich manchmal mehr als einen Euro pro Feige bezahlt, hier gibt’s dafür ein ganzes Kilo. Und im Moment gibt es Granatäpfel noch und nöcher, für 50 Cent pro Kilo.

Und ich habe neuerdings einen Ofen, das heißt ich kann jetzt wenigstens Lasagne machen. Oder Shepard‘s Pie. Und Plätzchen backen an Weihnachten. Das ist ja schon mal was.

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