Ist Marokko sicher für alleinreisende Frauen? Diese Frage wird häufig gestellt, in Facebook Gruppen aber auch im Privatleben. Es gibt viele negative Gerüchte um die Gefahren für Frauen in Marokko. Wie aber sieht die Wirklichkeit aus?
Ja, Marokko ist für alleinreisende Frauen so sicher wie z.B. Europäische Länder auch. Generell scheint das Leben ja für Frauen gefährlicher zu sein, als für Männer. Das ist auch auf Reisen und in Marokko so. Aber das sollte niemanden davon abhalten, alleine nach Marokko zu reisen.
Ich lebe seit mittlerweile über 4 Jahren hier, reise gelegentlich alleine durchs Land und habe noch keine Situation erlebt, in der ich mich ernsthaft unsicher gefühlt habe. Außer vielleicht im Straßenverkehr. Aber das ist halt kein „Frauenthema“.
Und auch von anderen Frauen, die ich im Laufe der Jahre getroffen und befragt habe, höre ich wenig ernsthafte Gefahr. Vor allem gibt es verbale Belästigungen, aber die sind mehr nervig als gefährlich. Und auch da scheint es Unterschiede zu geben, wer belästigt wird oder auch, wer sich belästigt fühlt.
Ich kann zum Beispiel sehr gut ignorieren, wenn mir jemand hinterherruft oder pfeift. Das stört mich nicht weiter. Aber manche Frauen fühlen sich davon persönlich belästigt und die Reaktion darauf führt dann nur zu mehr Rufen und Pfeifen, ein Teufelskreis. Und viel Stress für die Frau.
Der einzige Ort, an dem ich mich eher unsicher fühle, ist Casablanca. Da habe ich einfach schon zu viele Geschichten gehört, von Motorradfahrern, die einem das Handy aus der Hand schnappen, bis zu versuchten Vergewaltigungen beim Joggen. In den touristischen Ecken, z.B. an der Hassan II Moschee, ist allerdings genug Touristenpolizei unterwegs, da braucht man sich keine großen Sorgen zu machen.
Damit du möglichst entspannt nach Marokko reisen kannst, schreibe ich hier mal meine persönlichen Tipps (von mir getestet) zusammen.
Meine 10 Tipps für sicheres Reisen für Frauen in Marokko
Sag NEIN
Sag nein – häufig und bestimmt. Und wenn nötig auch mal laut. Auf Arabisch heißt nein „la“ und auch das französische „non“ wird allgemein verstanden. Deutsche haben ja meist kein großes Problem damit, nicht super nett und freundlich zu sein. Das ist eher ein Problem der Amis und Briten. Aber viele Frauen haben ein Problem damit, klar und deutlich nein zu sagen. Ist aber hier in Marokko extrem hilfreich.
Ob im Souk, wenn du einfach nichts kaufen willst, oder in der Medina wenn dir jemand den Weg zeigen will. Immer klar und deutlich nein sagen.
Zeig dein „Resting bitch face“
Gibt es da eine Übersetzung ins Deutsche für? Gemeint ist ein Gesichtsausdruck, der sagt „komm mir nicht zu nahe Freundchen“. Am besten gepaart mit einer dunklen Sonnenbrille, damit niemand sieht, wo du hinguckst. So laufe ich immer durch die Souks, egal wo in Marokko, und werde weitestgehend alleine gelassen. Frauen aus den USA dagegen, die immer jeden freundlich anlächeln und in die Augen gucken und auf keinen Fall „rude“ sein wollen, werden extrem viel belästigt. Also keine Angst vor ein bisschen Unhöflichkeit!
Cat Calling einfach ignorieren
Wenn dir jemand hinterherruft oder pfeift, ist die beste Taktik das Ganze einfach zu ignorieren. Nicht mal zucken. Einfach weitergehen, als hätte man nichts gehört. Ich lese oft den Tipp, Noise Cancelling Kopfhörer aufzusetzen, aber davon rate ich dringend ab.
Denn dann hört man auch tatsächliche Gefahr nicht mehr. Wie zum Beispiel Motorräder oder Esel in der Medina in Marrakesch. Oder ob einem jemanden in die einsamen Gassen folgt (gilt auch beim Joggen im Park in Deutschland oder allgemein im Straßenverkehr, wenn du mich fragst). Wenn schon Kopfhörer, dann ohne Sound an und ohne Noise Cancelling. Und nur so tun, als würde man nichts hören.
Generell finde ich dieses Verhalten der Männer extrem nervig, aber nicht gefährlich. Ich habe es noch nie erlebt, dass daraus irgendwas folgte. Die zielen vor allem auf die Reaktion der Frau ab. Was die Sicherheit von allein reisenden Frauen in Marokko angeht, spielt es keine wirkliche Rolle.
Werde laut
Wenn dir die Belästigungen zu viel werden, oder dir doch mal jemand körperlich zu nahe kommt, scheue dich nicht davor richtig laut zu werden. Egal in welcher Sprache, den Mann einfach richtig krass anschreien und Aufmerksamkeit erregen. Die meisten Marokkaner werden zur Hilfe kommen und in den Medinas, vor allem in Marrakesch, ist auch genug Touristenpolizei unterwegs, die natürlich auch helfen wird.
In vielen Reiseführern wird immer noch davon abgeraten, alleine in der Medina von Marrakesch herumzulaufen. Das ist aber heute kein Problem mehr (mal abgesehen von dem Gebiet um die Gerbereien, wo man immer (!!) Probleme bekommt, siehe auch mein Marrakesch Artikel). Die Touristenpolizei greift da seit einigen Jahren sehr hart durch, auch in Bezug auf die faux guides, die falschen Guides.
„Konservative“ Kleidung tragen
Auch wenn das keine Rolle spielen sollte, leider werden Frauen, die viel Haut zeigen, hier als leichte Beute angesehen und entsprechend mehr belästigt. Auch hier gilt, es ist nervig, nicht unbedingt gefährlich. Aber es ist definitiv eine Einladung, um dumm angequatscht zu werden.
In Facebook-Gruppen wird häufig gefragt, ob es in Marokko einen Dresscode gibt. Und die Antwort, vor allem von marokkanischen Männern, ist immer „nein, du kannst anziehen, was du willst“. Und natürlich ist das nicht falsch. Man wird nicht verhaftet, weil man einen kurzen Rock trägt. Aber man macht sich damit zum Freiwild für Belästigung. Und diese Männer sehen natürlich gerne leichtbekleidete Frauen, deshalb ermutigen sie dazu.
Meine Erfahrung ist, die Sonne brennt heißer auf der Haut als auf dünner, heller Baumwollkleidung. Und viele Guides, die aus den Dörfern kommen, laden die Touristen gerne mal nach Hause ein. Allerdings nicht, wenn diese „unangemessen gekleidet“ sind, da dies ein schlechtes Vorbild für Ehefrau und Töchter wäre. Man vergibt sich also viele Chancen, mit den Einheimischen in Kontakt zu kommen.
Am Stand oder Hotelpool ist es allerdings vollkommen in Ordnung einen Bikini zu tragen. Aber auch hier muss man dann damit rechnen, von Allen in der Umgebung angestarrt zu werden. Die meisten marokkansichen Frauen gehen vollständig bekleidet ins Wasser, die krempeln nicht mal ihre Hosenbeine hoch.
Achte auf deine Tasche
Taschendiebstahl und das Entreißen der Tasche, des Handys oder Rucksacks, kommen natürlich auch in Marokko vor. Allerdings vor allem in den großen Städten. Am besten sind Crossbodybags und Rucksäcke, in denen man die Wertsachen innen in einer Reißverschlusstasche aufbewahren kann. An größeren Straßen sollte man die Tasche auf der Hausseite tragen, oder wenn möglich auch dort laufen.
In der Medina, im Gewusel, kann man auch immer eine Hand auf der Tasche haben, damit man bemerkt, wenn sich da jemand zu schaffen macht.
Lade dir die Maps.me App auf dein Telefon
Mit der maps.me App weißt du immer genau, wo du bist. Sie ist vor allem in den Medinas viel detaillierter als google maps. Dann bist du nie darauf angewiesen, andere nach dem Weg fragen zu müssen. Der Trick ist, immer so auszusehen, als wüsstest du genau, wo du hinwillst. Und solltest du es doch einmal nicht wissen, dann geh in ein Geschäft oder sprich eine Frau an. Männer, die dich ansprechen, werden dich häufig in die falsche Richtung schicken, nur um dich im Anschluss „retten“ zu können und dann Geld zu verlangen.
Habe keine Scheu Taxi zu fahren
Taxis werden hier in Marokko häufig gemeinsam genutzt, es werden unterwegs weitere Leute eingesammelt, um die Nutzung zu optimieren. Im Sinne des Umweltschutzes macht das auch sehr viel Sinn. Viele Frauen haben allerdings Angst davor, mit mehreren fremden Männern in einem Auto zu sitzen.
Ich habe da noch nie ein Problem mit gehabt. In kleinen Taxis dürfen nur maximal 3 Passagiere mitgenommen werden, das heißt, der Mittelsitz hinten bleibt immer frei. Und die großen Taxis sind mittlerweile so gut wie alle Minivans mit 6 Sitzplätzen. Das heißt, auch dort kommt einem niemand wirklich zu nahe.
Und, auch die marokkanischen Frauen fahren Taxi. Mit fremden Männern.
Buche einen Guide
Man liest häufig, dass sich alleinreisende Frauen einen Guide buchen sollten, um sicherer zu sein. Für die Medina in Fes würde ich das so bestätigen, da fühlt man sich auf jeden Fall sicherer mit Guide (ist aber wahrscheinlich vor allem das Gefühl, ich glaube nicht, dass es wirklich unsicher ist).
Im Rest des Landes kann man aber auch gut ohne Guide reisen. Und bei jüngeren, unverheirateten Guides läuft man immer (egal wie alt man selber ist) in Gefahr, dass diese einem zu nahe kommen und auf ein Visum nach Europa hoffen (siehe unten).
Achtung, Scam Alarm, der Liebesschwur
Eine Gefahr der anderen Art für alleinreisende Frauen in Marokko sind die „halsüberkopf verliebten“ Männer. Da Europa, oder auch Nordamerika, hier immer noch als das goldene Land gesehen wird, versuchen hier und da mal Männer, über eine Frau ein Visum zu bekommen. Dafür wird dann die große Liebe geschworen, und einige Männer haben da ein extrem langes Durchhaltevermögen.
Ich habe Geschichten gehört, wo nach jahrelanger Fernbeziehung dann geheiratet wurde, mühsam ein Visum besorgt wurde, und kaum waren dann beide in Europa, war der Mann weg.
Natürlich gibt es auch genügend Gegenbeispiele, aber man sollte sich der Möglichkeit doch immer bewusst sein, dass man nur ausgenutzt wird.
Hier ist ein schöner Artikel (leider nur auf Englisch), der einige Red Flags auflistet.
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Weitere generelle Informationen zum Reisen in Marokko findest du in den folgenden Artikeln:
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