Chefchaouen ist ein gutes Beispiel dafür, wie Instagram Overtourism verursacht hat. Bevor die App voll von Fotos von „Influencern“ in den blauen Gassen und auf den blauen Treppen war, hat sich kaum ein Tourist hierher verirrt. Nur ein paar junge Hippies auf der Suche nach Haschisch. Nicht, dass die Medina nicht hübsch anzuschauen wäre, aber es gibt sonst eigentlich nicht viele Sehenswürdigkeiten in Chefchaouen.
Vor allem ist Chefchaouen auch ziemlich abgelegen und für einen Tagesausflug (z.B. von Fes oder Marrakech) zu weit entfernt. Meiner Meinung nach lohnt es sich nur, wenn man noch weitere Orte im Norden besucht, zum Beispiel Tanger und Tetouan.
Der Vorteil einer Übernachtung in Chefchaouen ist, dass man sowohl am Abend als auch am Morgen die Stadt fast für sich alleine hat, da die meisten Touristen nur auf der Durchreise bzw. einem Tagesausflug hier sind.
Geschichte von Chefchaouen
Die Stadt wurde um 1470 von den Berbern als Stützpunkt in den Rif Bergen gegründet, um die Region gegen die Spanier und Portugiesen zu verteidigen, die in der Zeit versucht haben, den Norden von Marokko zu erobern. Ihren Namen verdankt sie dem arabischen Wort „Chaouen“, was Hörner bedeutet und die zwei Berge meint, die hinter Chefchaouen aufragen. Chef kommt von „shoof = Schau mal“.
Warum die ganze Medina blau angestrichen ist, weiß niemand so genau. Es gibt mehrere Geschichten dazu, entweder haben die Juden die Farbe aus Spanien mitgebracht, oder blau ist gut gegen Mücken. Wie auch immer, die Farbe ist sehr fotogen und zu einem echten Touristenmagnet geworden.
Wo ist Chefchaouen?
Die Stadt liegt mitten im Rif-Gebirge im Norden Marokkos an einem kleinen Fluss. Die Straßen, die dorthin führen sind schmal und kurvig, und die Fahrzeiten lang.
- Fes 210 km, Fahrzeit ca. 4 Stunden
- Tanger 110 km, Fahrzeit ca. 2,5 Stunden
- Casablanca 340 km, Fahrzeit ca. 5-6 Stunden
- Rabat 250 km, Fahrzeit ca. 4-4,5 Stunden
Lohnt es sich, Chefchaouen zu besuchen?
Das liegt wohl im Auge des Betrachters. Wenn man sowie eine Reise, am besten mit einem Mietwagen, in den Norden Marokkos plant, dann ist die Antwort ja. Man kann einen halben Tag in Chefchaouen verbringen und Fotos machen und dann die Schönheiten des Rifgebirges erkunden. Als Tagesausflug, bei dem man insgesamt 4-8 Stunden im Auto verbringt, wäre ich enttäuscht gewesen. Denn außer den blauen Wänden hat Chefchaouen nichts zu bieten, was andere marokkanische Städte nicht auch hätten.
Sehenswürdigkeiten in Chefchaouen
Verlaufe dich in der Medina
Die Medina in Chefchaouen ist wohl die Hauptattraktion der Stadt. Die meisten Häuser hier sind blau gestrichen und die Lage am Hang sorgt für viele Treppen und schmale Gassen. Man kann sich hier einfach treiben lassen, die Medina ist zu klein, um sich ernsthaft zu verlaufen. Es gibt ein paar sehr hübsche Plätze in der Medina, die zum Ausruhen und Teetrinken einladen. Mir hat am besten der Place al Haouta, mit seinem mosaikverzierten Brunnen, gefallen.
Mach ein paar Instagram-taugliche Fotos
Für viele Touristen sind die Instagram Treppen die wichtigste Sehenswürdigkeiten in Chefchaouen, um Fotos auf den Instagram-berühmten blauen Treppen zu machen. An den beliebtesten Ecken muss man Schlange stehen, um das gewünschte Foto machen zu können. Man kann aber auch einfach ein bisschen abseits der Hauptgasse nach tollen Motiven suchen, für die man dann nicht anstehen muss. Wenn man in Chefchaouen übernachtet, kann man auch früh am Morgen ungestört Fotos machen, da die meisten Tagestouristen später am Tag ankommen.
Kaufe einen Teppich aus der Region
In den Bergen um Chefchaouen werden viele Teppiche und auch Wolldecken hergestellt. Generell würde ich zwar empfehlen, direkt beim Erzeuger einzukaufen, da die Mittelmänner sehr viel Geld verdienen, während die Frauen, die die Teppiche weben, nur einen Bruchteil erhalten. Nichtsdestotrotz gibt es in Chefchaouen sehr viele schöne Teppiche. Und wenn man nicht mit dem Auto unterwegs ist, wird es schwierig in den Dörfern der Umgebung nach Kooperativen zu suchen.
Besuche die Kasbah
Die Kasbah ist die befestigte Burganlage am Hauptplatz Place Uta al Hammam. Im Innenhof gibt es einen Garten und in der Anlage ein Museum. Vor allem lohnt sich der Eintritt für den Ausblick vom Burgturm.
Frühstück am Place Uta al Hammam
Während ich für das Mittag- und Abendessen definitiv Restaurants abseits des Hauptplatzes empfehlen würde, ist das Frühstück hier total ok (wenn auch etwas teurer). Man kann hier gut traditionell marokkanisch frühstücken, mit Msmen, Omelett und Tee, und nebenbei das Treiben auf dem Platz beobachten.
Kamelburger im Café Clock
Das Café Clock ist eine Institution in Marokko, mittlerweile mit 3 Niederlassungen (original in Fes, weitere in der Mellah in Marrakech). Hier kann man Kamelburger essen und ein paar Mal in der Woche den Geschichtenerzählern und Musikern lauschen.
Und solltest du Appetit auf etwas anderes als marokkanisches Essen haben, dann empfehle ich das Aozora, ein super authentisches Japanisches Restaurant direkt außerhalb der Medina. Der Besitzer Ali hat fast 20 Jahre in Japan gelebt.
Ras el Maa Wasserfälle
Etwas ausserhalb der Medina im Osten der Stadt befinden sich die Ras el Maa Wasserfälle, eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Chefchaouen. Ich empfehle einen Spaziergang hierher, da die Parkplatzsituation vor Ort eine ziemliche Katastrophe ist. Flussabwärts kann man gelegentlich noch die Frauen beim Wäschewaschen im Fluss beobachten.
Sonnenuntergang an der Spanischen Moschee
Vom Wasserfall aus ist es nur ein kurzer Spaziergang zur Spanischen Moschee von wo man einen tollen Blick über die Stadt hat. Vor allem zum Sonnenuntergang pilgern jede Menge Touristen dorthin.
Gehe wandern z.B. auf den Jebel El Kelaa
Wenn du mehr Bewegung suchst, ist vielleicht eine Wanderung auf den Jebel El Kelaa was für dich. Allerdings ist das eher ein Tagesausflug und nur entspannt möglich, wenn du eine Übernachtung einplanst. Es ist eventuell eine gute Idee einen Guide für die Wanderung anzuheuern, da die Route schon etwas anspruchsvoller ist. Sie ist in der Maps.me App eingezeichnet, falls du lieber alleine gehen möchtest.
In der Umgebung
Ein wirklich lohnender Ausflug in der Umgebung ist eine Wanderung zu den Akchour Wasserfällen. Wenn man keinen Mietwagen hat, kann man mit einem der lokalen Taxifahrer verhandeln, damit er einen dorthin fährt und wartet.
Es gibt 2 Routen, eine zu den Wasserfällen und eine zur Gottesbrücke (auch beide bei Maps.me eingezeichnet). Beim Parkplatz gibt es ein paar Restaurants und entlang des ersten Teils der Route jede Menge Saftstände, die die Getränke im Wasser des Baches kühlen.
Fotogene Alternativen zu Chefchaouen
Falls Chefchaouen nicht auf deiner Route liegt, oder du keine Lust auf die Touristenmassen hast, gibt es ein paar ebenso fotogene Alternativen in Marokko.
Die Kasbah des Oudayas in Rabat ist in blau und weiß gehalten, hat auch enge Gassen und hübsch dekorierte Hauseingänge.
Und Ouezzane, zwischen Fes, Tanger und Chefchaouen gelegen, hat eine sehr hübsche grüne Medina. Hier kann man auch noch besser Teppiche und Wollwaren kaufen, da die Preise nicht so sehr auf Touristen ausgerichtet sind.
Hotels in Chefchaouen
Budget
Medium
Luxury
Dar Jasmine – etwas außerhalb, nah bei den Wasserfällen, mit toller Aussicht
Wie kommt man nach Chefchaouen?
Wie kommt man von Fes nach Chefchaouen?
Man kann von Fes den CTM Bus nehmen, mit Grande Taxis fahren, ein Auto mieten oder eine Tagestour buchen. Meiner Meinung nach lohnt sich die Fahrt nur, wenn man auch eine Übernachtung einplant, oder auf der Durchreise weiter in den Norden ist.
Wie kommt man von Tanger nach Chefchaouen?
Man kann von Tanger den CTM Bus nehmen, mit einem Grande Taxi fahren, ein Auto mieten oder eine Tagestour buchen. Tanger ist die einzige Stadt, von der aus sich eine Tagestour wirklich lohnt und man mehr Zeit in Chefchaouen als im Auto verbringt.
Wie kommt man von Tetouan nach Chefchaouen?
Von Tetouan kann man am besten ein Grande Taxi nehmen. Das ist günstig und flexibel. Hier kannst du ausführliche Informationen zum Reisen mit den Öffis in Marokko lesen.
Wie kommt man von Casablanca nach Chefchaouen?
Man kann mit dem Schnellzug nach Tanger fahren und von dort weiter wie oben beschrieben. Oder man bucht einen Mietwagen oder Fahrer. Aber bei 5-6 Stunden Fahrzeit lohnt sich das nur, wenn man mehr als einen Tag dafür einplanen kann.
Weitere generelle Informationen zum Reisen in Marokko findest du in den folgenden Artikeln:
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