Ich bin ein großer Fan von Nachhaltigkeit und Respekt vor den Einheimischen beim Reisen. Und ich hoffe sehr, dass meine LeserInnen das auch sind! Manchmal ist es einem aber gar nicht so bewusst, was vor Ort ein Problem sein könnte und warum. Deshalb habe ich hier mal die größten Themen gesammelt und hoffe, das hilft dir, eine bessere Reisende zu sein.

Sollten dir noch weitere Themen einfallen, immer her damit, ich ergänze den Artikel gerne weiter!

Mit einem Quad in den Dünen fahren

In den 4,5 Jahren, die ich jetzt schon hier in Merzouga lebe, sind die Quadanbieter von 2 auf ca. 40 angestiegen. Was dazu geführt hat, dass mittlerweile immer und überall in den Dünen Quads unterwegs sind. Man hat somit überhaupt keine Stille mehr, es sind überall die Fahrspuren zu sehen und man muss jeden Augenblick damit rechnen umgefahren zu werden.

Gerade zum Sonnenuntergang, wenn viele Touristen auf den Dünen sitzen und die Aussicht genießen, tauchen Dutzende Quads auf und zerstören jegliche Atmosphäre.

Dazu kommt, dass die Quads das Ecosystem komplett zerstören. Sie verschrecken die Tiere, zerstören die wenigen Pflanzen und vom CO2 Ausstoß müssen wir gar nicht erst anfangen zu reden.

Leider lässt sich damit scheinbar gutes Geld verdienen, so dass ständig neue Vermietungen öffnen. Und die Politik scheint kein Interesse an einer Regulierung zu haben.

Kamelreiten in Essaouira

Während ich generell nichts gegen Kamelreiten habe (ich besitze ja sogar selber eines), ist das Kamelreiten in Essaouira ein anderes Thema. Dort stehen und liegen die Kamele den ganzen Tag am Strand und saugen das Salzwasser auf. Das ist vor allem für ihre empfindlichen Fußsohlen schlecht. Aber auch für den Rest der Haut (die man ja unter dem Fell schlecht sehen kann) ist das Klima am Meer nicht das Richtige. Sie bekommen dort schneller Druckstellen vom Sattel, die dann schlecht heilen.

Wenn du also nach Essaouira und in die Wüste kommst, lege das Kamelreiten doch bitte in deinen Wüstenaufenthalt. Und wenn nicht, man kann z.B. auch in der Palmeraie von Marrakesch Kamele reiten.

Eine 3-Tagestour von Marrakesch in die Wüste für 80€

Ich lebe ja nun schon ziemlich lange hier und habe mittlerweile auch mein eigenes Business im Tourismus und kenne daher alle Preise. Und ich kann dir sagen, an so einer Tour verdient maximal der Veranstalter, aber keiner der involvierten Dienstleister.

Deshalb stoppen diese Touren auch an diversen Shops, wo man dann gedrängt wird, etwas zu kaufen. So bekommen Fahrer und Guide eine Kommission. Im Hotel und Camp ist man kein gern gesehener Gast, weil die Preise maximal gedrückt werden und man keine Extras bucht.

Die Fahrer rasen häufig ohne Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer, da sie feste Zeiten einhalten müssen (aber gleichzeitig ja mehrere Verkaufsstopps einschieben wollen).

Es ist finanziell unmöglich, bei fairer Bezahlung der Beteiligten, so einen Preis anzubieten. Unterstützt dieses unethische Businessmodell bitte nicht, sondern sucht euch eine Tour zu einem fairen Preis, oder vielleicht sogar eine Privattour. Mehr Informationen dazu, wie man die beste Wüstentour findet, hier.

Zuviel Trinkgeld geben

Dies ist vor allem ein Problem von US-Touristen. Die sind es ja gewohnt, 25% Trinkgeld auf alles zu bezahlen. Dass das im Rest der Welt völlig unangebracht ist, ignorieren sie gerne. Allerdings führt das Geben von hohen Trinkgeldbeträgen zu verschiedenen Dingen:

  • Erwartungshaltung, dass alle Touristen so viel Trinkgeld zahlen wollen und können
  • In Marrakesch ist es für Einheimische mittlerweile schwierig ein Taxi zu bekommen, weil die sich nicht abzocken lassen und kein Trinkgeld zahlen
  • Durchschnittspreise für Dienstleistungen werden höher, wenn immer viel Trinkgeld bezahlt wird, bis sich die Einheimischen diese Dinge nicht mehr leisten können

Ich finde, bei einem durchschnittlichen „Gehalt“ von 100-150 DH am Tag z.B. im Tourismus, ist ein Trinkgeld, dass mehr als 50% davon beträgt, eigentlich zu hoch. Viele Leute finden aber 5-7 € am Tag zu wenig. Aber das ist halt immer relativ. Die Lebenshaltungskosten hier sind so niedrig, dass das definitiv ein gutes und angemessenes Trinkgeld ist. Die Menschen sollten nicht auf Trinkgeld angewiesen sein, um zu überleben (was in den USA in der Gastronomie ein Riesenproblem ist). Aber wenn sie es können, fehlt der Druck, daran etwas zu ändern (siehe wieder USA).

Preise zu tief drücken

Ein wichtiger und spaßiger Teil des Shoppingerlebnisses in Marokko ist das Handeln, es gehört einfach dazu. Egal ob man einen Teppich oder 3 Keramikschälchen kaufen will, der Preis sollte immer verhandelt werden.

Mehr zu Souvenirs und angemessenen Preisen findest du hier.

Aber, man sollte wissen, wo Schluss ist. Bei Dingen, die sowieso schon nur 5€ kosten, sollte man am Ende nicht um 20 Cent streiten und bei einem Teppich, den man schon von 600 auf 350€ runtergehandelt hat, sind 10€ mehr oder weniger auch egal.

Am Ende müssen auch die Händler ein Auskommen haben und sollten faires Geld verdienen. Das sollte man immer im Hinterkopf behalten.

Kleine Wasserflaschen kaufen

Wenn man mal außerhalb der großen Städte in Marokko unterwegs war, dann weiß man, was mit all dem Plastikmüll passiert; er endet am Straßenrand und auf den Feldern. Das ist ein echt trauriges Bild und ich bitte jeden von euch, da nicht zu beizutragen.

Am besten ist es, eine wiederverwendbare Filterflasche zu benutzen und damit einfach das Leitungswasser zu trinken. Wer das nicht mag, sollte zumindest immer große Flaschen, am besten gleich 5 Liter, kaufen und damit eine wiederverwendbare Flasche auffüllen. Damit kann man seinen Plastikmüll deutlich reduzieren.

Schlangen und Affen auf dem Jma el Fna fotografieren

Auch wenn viele Touristen die „Schlangenbeschwörer“ super exotisch finden, ist es einfach nur Tierquälerei. Auch die Affen, die oft an der Leine oder im Käfig gehalten werden, sollten keine Touristenattraktion sein. Also bitte keine Fotos machen, und erst recht kein Geld dafür bezahlen.

Diese Tiere gehören in die Wildnis, wo man zumindest die Affen ja auch zur Genüge finden kann in Marokko. Im Zedernwald bei Ifrane im Mittleren Atlas, bei den Ouzoud Wasserfällen und gelegentlich auch im Ourikatal laufen sie herum und versuchen einem die Snacks aus der Hand zu stehlen.

Wüstenfüchse bei Merzouga fotografieren

Früher konnte man die Wüstenfüchse noch in den Dünen finden (s. auch Thema Quads), heute ist das eine absolute Seltenheit geworden. Leider fangen die Kinder, vor allem bei Tanamoust südich von Merzouga, gerne die Babyfüchse und stehen dann mit ihnen auf dem Arm an der Straße herum. Immer in der Hoffnung, dass irgendein Tourist die niedlichen Tiere fotografieren möchte und ihnen dafür Geld in die Hand drückt.

Und wenn die Babys dann größer werden und nicht mehr so niedlich sind (und auch anfangen zu beißen), werden sie entweder getötet oder ausgesetzt. Da sie aber nie gelernt haben, selbständig zu jagen, können sie nicht überleben.

Der einzige Weg, dieses Leid zu beenden, ist es das Ganze für die Kinder absolut unattraktiv zu machen. Also auf gar keinen Fall Geld bezahlen, sondern am besten mit ihnen schimpfen und böse gucken.

Foto von Moha

Fotos von Frauen und Kindern machen und online stellen

Leider sieht man das immer wieder, gerne auch bei „Influencern“ und es ist einfach ein völlig unethisches Verhalten. Frauen in Marokko lassen sich generell nicht gerne fotografieren, vor allem in den ländlichen Bereichen. Und erst recht wollen sie keine Fotos von sich im Internet finden.

Wenn man trotzdem unbedingt die Frauen fotografieren möchte, sollte man explizit um Erlaubnis fragen. Und ein Nein auch wirklich respektieren.

Kinder sollte man auch nicht einfach fotografieren, selbst wenn sie es gerne möchten. Sie verstehen nicht, dass die Fotos wohlmöglich hinterher im Netz landen und später Schwierigkeiten machen können.

Was kann man tun? Wenn die Kinder gerne Fotos von sich sehen möchten, Foto machen, zeigen und am nächsten Tag einfach löschen. Wenn man sie im WhatsApp Status oder auf Instagram teilen will, Gesichter unkenntlich machen, Sticker drüber oder so.

Manche Frauen bekommen Ärger, wenn ihre Männer Bilder von ihnen Online finden (mit Gesichtserkennung immer mehr möglich). Also bitte wirklich nicht einfach so Bilder von den Menschen hier im Netz posten.

Kindern Geld oder Süßigkeiten geben

Oft wird im Internet gefragt, was man den Kindern hier in Marokko von zuhause mitbringen sollte. Meist werden Süßigkeiten oder Spielzeug erwähnt. Oder auch Geld.

Ich bin von nichts davon ein Fan. Geld und Süßigkeiten fördern das Betteln und sorgen dafür, dass die Kinder nicht in die Schule gehen, weil das Betteln lukrativer ist. Mal abgesehen davon, dass Süßigkeiten ungesund sind, und die Entscheidung bei den Eltern liegen sollte, diese zu erlauben.

Spielzeug ist meist aus Plastik, geht innerhalb von Stunden oder Tagen kaputt und liegt dann im Graben herum. Wenn schon Spielzeug, dann Dinge aus Holz oder Fußbälle.

Am allerbesten ist es tatsächlich Kleidung für Kinder mitzubringen. Schuhe, Winterjacken, Jeans, T-Shirts, alles kann hier gut gebraucht werden. Man kann einfach im Hotel fragen, wo man sie am besten abgeben sollte, meist gibt es jemanden, der sich darum kümmert. Hier in Merzouga übernehme ich das auch gelegentlich.

Fotos von den Ziegen in den Bäumen an der Straße von Marrakesch nach Essaouira machen

Noch so ein kontroverses Thema. Du hast sie bestimmt schon gesehen, die Fotos von den Ziegen in den Arganbäumen.

An sich ist es ein natürliches Verhalten der Ziegen in die Bäume zu klettern, ich habe es schon mit meinen eigenen Augen gesehen. Allerdings werden die Ziegen, die in den Bäumen an der Straße zwischen Marrakesch und Essaouira stehen, dort auf kleinen Plattformen angebunden und können sich stundenlang nicht bewegen.

Und das nur, um zu garantieren, dass auch Ziegen im Baum stehen, wenn die Touristen kommen. Es ist also schlimmer, als Tiere im Zoo anzusehen, dort können sie immerhin umherlaufen.

Jeder der für so ein Foto anhält und/oder Geld bezahlt, macht sich mitschuldig am Leid der Tiere!

Wer mag, kann allerding auf kleineren Straßen zwischen Essaouira und Agadir umherfahren und mit ein bisschen Glück das natürliche Verhalten sehen.

Internationalen Hotelketten buchen

Im Vergleich zu den anderen Punkten auf dieser Liste, ist dieses Thema ein eher kleines Problem. Aber ich finde es trotzdem wichtig. Tourismus sollte Geld ins Land bringen. Und das funktioniert nur, wenn man bei Einheimischen bucht. Hotels, Touren, Essen.

Wer im Hilton schläft, unterstützt einen amerikanischen Konzern. Wer ein kleines Riad in Marrakesch bucht, unterstützt oft eine marokkanische Familie (nicht immer, viele Riads wurden von ausländischen Investoren restauriert und das Geld fließt jetzt auch dorthin).

Miniröcke und Spaghettitops tragen

Eine Frage, die häufig in Facebook Gruppen auftaucht, ist, ob es in Marokko einen Dresscode für Frauen gibt. Diese Frage ist nicht ganz so einfach zu beantworten. Offiziell gibt es keinen, jeder kann anziehen, was er/sie möchte. Und viele Männer in diesen Gruppen betonen geradezu, dass Frauen auch Miniröcke und Spaghettitops tragen können. Ich denke, die haben da klare Hintergedanken.

Aber der Großteil der Bevölkerung ist sehr konservativ. Und für diese Menschen ist zu viel Haut respektlos. Und zwar nicht nur bei Frauen. Ich schüttele manchmal den Kopf, wenn ich hier europäische Männer oben ohne aus dem Wohnwagen steigen sehe. Das macht man hier einfach nicht (und ich persönlich will das auch nirgendwo anders sehen müssen).

So ist man in Marokko immer gut angezogen

Mindestens knielange Shorts und ein T-Shirt sollten es schon sein, bei Frauen und Männern. Ich trage immer lange Hosen oder Röcke. Dazu je nach Temperatur kurze oder lange Ärmel.

Die Haare braucht man nicht bedecken und man kann auch gerne offene Schuhe tragen.

Mit angemessener Kleidung erhöht man auch die Wahrscheinlichkeit authentischer Begegnungen. Guides, die einem zum Tee oder Couscous nach Hause einladen. Nette Gespräche im Bus oder Taxi. Und weniger Starren und anzügliche Kommentare.

Deinen Müll in die Natur werfen, nur weil es die Einheimischen auch so machen

Ich war neulich mit einem Mietwagen im Norden von Marokko unterwegs, dort wo nicht wirklich Touristen hinkommen. Und alles war voller Müll! Plastiktüten, Plastikflaschen, Dreck wo immer man hinsah.

Das sollte aber nicht dazu führen, dass du deinen Müll auch einfach fallen lässt, nur weil da schon welcher liegt.

Immer mit Vorbildfunktion alles schön in den Mülleimer werfen und sich auch gerne bei den Einheimischen über den Müll überall beschweren. Dann merken sie vielleicht irgendwann auch, wie blöd das ist.

Und, fällt dir noch ein Thema ein, dass ich vergessen habe? Schick mit einfach eine Nachricht, dann ergänze ich es.

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Weitere generelle Informationen zum Reisen in Marokko findest du in den folgenden Artikeln:

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